Komplexitätsmanagement für die Entwicklung und Anwendung adaptiver Referenzmodelle (KompAdRe)
Die Nutzung von fachkonzeptionellen Referenzmodellen ermöglicht Effizienzsteigerungen bei der Unternehmensgestaltung, insbesondere, wenn Konzepte existieren, die die Adaption der allgemeingültigen Referenzmodelle an Unternehmensspezifika unterstützt. Zwar existieren methodische Referenzmodellierungsansätze, die solche Konzepte bereitstellen, es ist jedoch zu beobachten, dass kaum Referenzmodelle am Markt zu finden sind, die auf Basis eines dieser Ansätze entwickelt wurden. Die Ursache hierfür ist darin zu suchen, dass die Komplexität der Referenzmodelladaption auch mit Unterstützung dieser Ansätze nicht hinreichend beherrscht wird: - Die genannten Ansätze unterstützen stets nur einen Aspekt der Referenzmodelladaption, also entweder die Thesaurierung (Definition eines Modells durch den Zusammenbau von Referenzmodellbausteinen) oder die Generierung (Definition eines Modells durch an Auswahlkriterien orientierte Reduktion des Referenzmodells), so dass immer ein Aspekt manuell beherrscht werden muss. - Die Ansätze selbst sind aufgrund ihrer hohen methodischen Komplexität nicht handhabbar und/oder aufgrund fehlender, hinreichender Formalisierung nicht zur Implementierung in unterstützenden Modellierungstools geeignet. Ziel des Forschungsvorhabens KOMPADRE ist deshalb die Entwicklung eines Referenzmodellierungsansatzes, der eine vollständig methodisch unterstützte generierende und thesaurierende Adaption von Referenzmodellen ermöglicht. Für die Gewährleistung der praktischen Handhabbarkeit des Ansatzes soll ein Komplexitätsmanagementkonzept entwickelt werden, das die Begrenzung der Komplexität sowohl der adaptiven Referenzmodellentwicklung (Integration von Varianten in Referenzmodellen) als auch der adaptiven Referenzmodellnutzung (Generierung und thesaurierende Erweiterung von Varianten), eingebettet in ein Vorgehensmodell, ermöglicht.
Um dieses Ziel zu erfüllen, wurden Ansätze entwickelt, die eine automatisierte und teil-automatisierte Anpassung von Informationsmodellen an individuelle Anforderungen ermöglichen. Die Idee dabei war, verschiedene Konfigurationstechniken in einem neuen Ansatz, der adaptiven Referenzmodellierung, zu vereinen.
Ergebnis des Projektes war ein Ordnungsrahmen, der die verschiedenen Techniken zusammenfasst und kombiniert. Insbesondere die Verknüpfung von grober Konfiguration, die automatisch durchgeführt werden kann, mit einer anschließenden Detailkonfiguration durch den Modellierer sind Bestandteil des Ordnungsrahmens. Außerdem wurden Konsistenzprüfungen integriert, um Problemen, die in verteilten Modellierungsprojekten auftreten, Rechnung zu tragen. Mit dem Konzept der adaptiven Referenzmodellierung war es möglich, einen integrierten Baukasten für Referenzmodellentwickler- und Nutzer anzubieten. Der Wert dieser Ergebnisse konnte im Rahmen verschiedener Implementierungen demonstriert werden. Das Projekt wurde im Rahmen der Forschungskohorte BRID2 in Kooperation mit dem Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität des Saarlands durchgeführt.